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GALA-KONZERT ANLÄSSLICH DER VERLEIHUNG DES HERBERT VON KARAJAN MUSIKPREIS
04 Dec 2014 EWR Online
Auf dem Gipfel
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Pohto Terry Linke
Die Wiener Philharmoniker werden im Festspielhaus Baden-Baden mit dem Herbert von Karajan Musikpreis ausgezeichnet. Andris Nelsons dirigiert zu diesem Anlass Joseph Haydns „Sinfonie mit dem Paukenschlag“ und die „Alpensinfonie“ von Richard Strauss.

BADEN-BADEN – Johannes Brahms sah sich als „Freund und Verehrer“ der Wiener Philharmoniker. Wie viele seiner Komponisten- und Dirigenten-Kollegen schätzte er die Arbeit mit dem 1841 von Otto Nicolai gegründeten Orchester über alle Maßen. Johannes Brahms steht als Wahl-Baden-Badener und Berufs-„Wiener“ wie kaum ein zweiter Musiker für die Verbindung zwischen der Musikmetropole an der Donau und der europäischen Sommerhauptstadt im Schwarzwald.
Im Festspielhaus Baden-Baden wird die Verbindung beider Städte durch die Verleihung des Herbert von Karajan Musikpreises an die Wiener Philharmoniker neu belebt. Mit einem Gala-Konzert bedankt sich das Orchester am Freitag, 12. Dezember 2014 um 18 Uhr für die mit 50.000 Euro Preisgeld verbundene hohe Auszeichnung. Das Preisgeld ist zweckgebunden für die musikalische Nachwuchsarbeit.
Bergtour mit 129 Musikern
„Die Philharmoniker preisen heißt Geigen nach Wien tragen“, urteilte einst der Komponist und Dirigent Richard Strauss. Seine mächtige „Alpensinfonie“ (Uraufführung: 1915) steht im Mittelpunkt des Konzertes der Wiener Philharmoniker im Festspielhaus Baden-Baden. Die berühmte und leider oft falsch gedeutete Gipfelwanderung op. 64 zählt zu den opulentesten Tondichtungen der Spätromantik. Strauss selbst schlug 129 Musiker für ein optimales Klangbild einer Aufführung vor.
Als Bergtour unter extremsten Bedingungen hat man StraussŽ „Alpensinfonie" missverstanden, die als philosophisch-musikalisches Gegenstück zu „Also sprach Zarathustra" geplant war: Nietzsches Kunst, „auf Bergen zu leben", sollte sie ein tönendes Denkmal errichten, um unsere Fähigkeit zu optimieren, menschliche, allzu menschliche Torheiten im irdischen Jammertal weit unter uns zu sehen. Also zeichnete Strauss einen Helden, der als Wanderer aus dem Nichts kommt und ins Nichts geht und dazwischen mühsam erkämpfte Höhepunkte am Gipfel des Lebens erlebt.
Überraschung: ein berühmter Paukenschlag
Joseph Haydns Symphonie „Mit dem Paukenschlag” wurde am 23. März 1792 unter der Leitung des Komponisten im Rahmen der Salomon-Konzerte in London uraufgeführt. Mit diesem Werk zeigte der Komponist, dass ein Paukenschlag große Aufmerksamkeit verdient hat und mehr sein kann als nur ein einfacher Paukenschlag. Der akustische Überraschungseffekt kommt nach 16 Takten leise säuselnder Dreiklangsbehaglichkeit. Im englischen heißt die Sinfonie „Mit dem Paukenschlag“ übrigens „Surprise“ (englisch: Überraschung), was den Effekt etwas besser beschreibt.
Andris Nelsons – weltweit gefragt
1978 als Kind einer Musikerfamilie in Riga geboren, begann Andris Nelsons seine Karriere als Trompeter im Orchester der Lettischen Nationaloper, bevor er Dirigieren studierte. Seit Beginn der Saison 2014/15 ist Nelsons Music Director des Boston Symphony Orchestra. Das Engagement unterstreicht Andris Nelsons‘ exzellenten Ruf in der internationalen Musikszene, den er sowohl an den Opern- als auch an den Konzerthäusern genießt.
Nelsons ist seit 2008 Music Director des City of Birmingham Symphony Orchestra (CBSO), mit dem er gemeinsam auf äußerst erfolgreiche Spielzeiten und eine herausragende Amtszeit zurückblicken kann. Er hat die Position bis Sommer 2015 inne. Mit dem CBSO unternimmt er weltweit ausgedehnte Tourneen mit regelmäßigen Auftritten bei Sommerfestivals wie dem Lucerne Festival, den BBC Proms und den Berliner Festspielen. Gemeinsam haben sie in den großen europäischen Konzerthäusern gastiert, darunter der Musikverein in Wien, das Théâtre des Champs-Elysées in Paris, der Gasteig in München und das Auditorio Nacional de Música in Madrid. Nach seinem Japan-Debüt auf einer Tournee mit den Wiener Philharmonikern bereiste Nelsons im November 2013 erneut mit dem CBSO Japan und den Fernen Osten.
In den kommenden Jahren wird Nelsons außerdem die Zusammenarbeit mit Orchestern wie den Wiener Philharmonikern, den Berliner Philharmonikern, Het Koninklijk Concertgebouworkest, dem Gewandhausorchester Leipzig, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem New York Philharmonic und dem Philharmonia Orchestra fortsetzen.
Andris Nelsons ist regelmäßig zu Gast am Royal Opera House Covent Garden, an der Wiener Staatsoper und der Metropolitan Opera New York. Im Sommer 2013 kehrt er zu den Bayreuther Festspielen zurück und übernimmt erneut die musikalische Leitung von „Lohengrin“ in einer Inszenierung von Hans Neuenfels, die unter seiner Leitung 2010 Premiere feierte.
Traditionsreich und selbstverwaltet – die Wiener Philharmoniker
Kaum ein anderer Klangkörper wird dauerhafter und enger mit der Geschichte und Tradition der europäischen Musik in Verbindung gebracht als die Wiener Philharmoniker. Im Laufe ihres über 170-jährigen Bestehens erlebten und prägten die Mitglieder dieses in der "Hauptstadt der Musik" beheimateten Ensembles das musikalische Geschehen durch eine Zeitepoche hindurch, die aufgrund der Vielzahl an genialen Komponisten und Interpreten in ihrer künstlerischen Bedeutung einmalig erscheint.
Der seit der Gründung von Otto Nicolai 1842 eingeschlagene Weg der philharmonischen Selbstverwaltung und Demokratie wurde in eineinhalb Jahrhunderten lediglich modifiziert, aber nicht verlassen.
Die Wiener Philharmoniker haben es sich jedenfalls zur Aufgabe gemacht, die stets aktuelle humanitäre Botschaft der Musik in den Alltag und in das Bewusstsein der Menschen zu bringen. Im Jahr 2005 wurden sie zu Goodwill Ambassadors der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ernannt. Die Wiener Philharmoniker suchen jenes Motto zu verwirklichen, das Ludwig van Beethoven, dessen symphonischem Schaffen sie ihr seine Entstehung verdanken, seiner „Missa solemnis" voranstellte: „Von Herzen - möge es wieder zu Herzen gehen."
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